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Die Bedeutung der Nachhaltigen Wirtschaft für die SDGs

SDGs Klimaschutz im Unternehmen
Bedeutung der Nachhaltigen Wirtschaft für die SDGs

SDGs - diese Buchstaben stehen für die „Sustainable Development Goals“, die die Weltgemeinschaft beschlossen hat. Der offizielle deutsche Titel lautet „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Es geht also um Transformation, um Wandel, um Nachhaltigkeit. 

Die 17 Ziele richten sich zwar zunächst an Staaten. Aber es ist völlig klar, dass die Nachhaltigkeitsziele nur erreicht werden können, wenn Regierungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten. Dabei kommt der Wirtschaft eine große Hebelwirkung zu. Und immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer fragen sich: Wie kann ich die SDGs bei mir im Unternehmen integrieren? Wie passen meine Nachhaltigkeitsleistungen und die 17 Ziele zusammen? 

Um Antworten auf diese Fragen zu geben, wurde das Projekt „SDGs praxisnah umsetzen“ inklusive Leitfaden für kleine und mittelständische Unternehmen konzipiert. Ich konnte spüren, dass die nachhaltigen Pionierunternehmen wie ein Katalysator, wie ein Booster für die UN-Nachhaltigkeitsziele wirken könnten. Dieses Potenzial muss noch viel stärker genutzt werden! Allerdings müsste dafür die Politik eine andere Rahmung bieten, müssten Leitplanken gesetzt werden, die tatsächlich ein Umsteuern der gesamten Wirtschaft ermöglichen.  

Die SDGs legen den Fokus auf eine positive Wirkung des Unternehmens auf seine Um- und Mitwelt - statt lediglich auf Schadensminimierung. Nachhaltigkeit bedeutet dann nicht nur, bestimmte Handlungen zu unterlassen, sondern kann auch positiv formuliert werden, indem man beispielsweise durch seine Geldanlagen bei einer ethisch-ökologischen Bank oder Pensionskasse zukunftsweisende Projekte unterstützt. 

 

Umsetzung der SDGs in Unternehmen 

Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sehen die drei Säulen Umwelt, Soziales und Wirtschaftlichkeit als gleichberechtigt an - die sogenannte Triple Bottom Line – d.h. hier geht es nicht um eine reine Profitmaximierung. Glaubwürdig nachhaltig ist ein Unternehmen immer dann, wenn es die Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankert - also in den Produktionsprozessen, beim Kernprodukt oder bei der Kerndienstleistung. Und nicht nur als hübsche CSR-Maßnahme drumherum. Für Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften möchten, sind die SDGs wie 17 Orientierungssterne in ihrem eigenen Nachhaltigkeits-Universum.  

Umweltschutz zum Beispiel ist ein großer und komplexer Aspekt der Nachhaltigkeit und daher greifen die 17 Ziele verschiedene Aspekte auf: Neben Maßnahmen zum Klimaschutz (Ziel 13), werden das Leben unter Wasser (Ziel 14), an Land (Ziel 15), bezahlbare und saubere Energie (Ziel 7), sauberes Wasser für alle (Ziel 6) sowie nachhaltige Städte (Ziel 11) einzeln formuliert und geben so eine viel deutlichere Vorstellung davon, wie Unternehmen das große Ziel Umweltschutz im Einzelnen umsetzen können.  

Beispiele für die Umsetzung in den Unternehmen: 

SDG Investments: Matching von Investoren und Startups entlang der SDGs
Ihr Bäcker Schüren: Fokus auf sechs ausgewählte SDGs
GLS Bank: nutzt die SDGs u.a. im Schnellcheck für Kreditanfragen
Hannoversche Kassen: SDGs als Kompass für die Anlagestrategie und Investitionen
modem conclusa: SDG-Wesentlichkeitsanalyse zur Identifikation von Kernthemen  

Auf Unternehmensebene bleibt es eine Herausforderung, die SDGs nicht nur wie eine Folie über bestehende Projekte und Aktivitäten zu legen, sondern im Unternehmen tatsächlich nach ihnen zu steuern. Beispiele einer konsequenten und ganzheitlichen Umsetzung finden sich auch bei zahlreichen weiteren Mitgliedsunternehmen des Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. Im Original-Artikel (hier erschienen) wird etwa auf die umfassenden Aktivitäten von Vaude eingegangen, weitere Beispiele, etwa von Neumarkter Lammsbräu, finden sich hier.

 

Meine Kritikpunkte 

Allzu oft kommt es aber nicht zur notwendigen genannten ganzheitlichen Umsetzung, sondern konzentrieren sich Unternehmen in der Berichterstattung aus Gründen der Machbarkeit nur auf ausgewählte Ziele der 17 SDGs. Es besteht die Gefahr, dass gerade große Unternehmen nur die SDGs auswählen, bei denen sie punkten können („cherry picking“), ohne den Einfluss für mehr Nachhaltigkeit auch in anderen Bereichen zu nutzen, der ihnen eigentlich zur Verfügung stehe. Hier hilft ein transparentes Vorgehen, bei dem aber auch die Zielkonflikte benannt werden.   

Zum Schluss möchte ich eine kritische Anmerkung zum SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) machen. Dass hier das Wachstumsdogma, also Wachstum als Wert an sich festgeschrieben wird, scheint mir nicht zeitgemäß. Mit Kenntnis der planetaren Grenzen und mit Kenntnis von großen Katastrophen wie der Klimakrise oder Pandemien lässt sich das Wachstumsdogma nicht aufrechterhalten. 

 

Meine Forderungen 

Damit wir tatsächlich einen verstärkenden Effekt für die Sustainable Development Goals erreichen, brauchen wir nicht nur die Umsetzung auf unternehmerischer Ebene! Meine Forderungen lauten daher: 

SDG-Fonds der Bundesregierung (Venturefonds für nachhaltige Unternehmen)
SDG-Leitlinien für die öffentliche Beschaffung („green public procurement“)
stärkere Beachtung der SDGs in den Kammern und klassischen Industrie- und Wirtschaftsverbänden
stärkere Bekanntmachung der SDGs, z.B. durch Kampagnen, SDGs auf jede Brötchentüte
eine Berücksichtigung des Beitrags zu den 17 Zielen in der Preisgestaltung (wahre Preise)
engeren Austausch mit Kund:innen und Multiplikator:innen über die SDGs (B2B) 

 

Die Rolle des BNW 

Mit dem Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft gibt es ein starkes Netzwerk, das Unternehmen einen wichtigen Baustein für SDG Nummer 17 liefert: Partnerschaften zur Zielerreichung. Der Verband schafft Verbindungen zwischen dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und politischen Akteuren. Einerseits werden hier bereits zukunftsorientierte Wirtschaftskonzepte vorgemacht und vorgelebt – und andererseits gibt es ein starkes Commitment zu den weltweit gültigen Nachhaltigkeitszielen. Damit werden starke Partnerschaften für die SDGs ermöglicht! 

Wir informieren im Rahmen unserer zahlreichen Projekte, bieten Expert:innen auf eigenen Veranstaltungen die Bühne und bringen hilfreiche Materialien in unsere Kommunikation. Auch auf unserer Webseite listen wir das Thema SDGs mitsamt zahlreicher hilfreicher Blogartikel. 

 

Hilfreiche Informationen 

Leitfaden „SDGs praxisnah umsetzen“ hier zum Download: https://tinyurl.com/sdgProjekt
Die Übersicht des BNW zu den SDGs: https://www.bnw-bundesverband.de/sdgs
Die IDGs (Inner Development Goals) beschreiben die „23 skills and qualities of human inner growth and development“, welche für die Umsetzung der SDGs benötigt werden. Mehr dazu hier: https://www.innerdevelopmentgoals.org
Die Vereinbarkeit  von Gemeinwohlbilanz und SDGs – ein Leitfaden: https://gwoe.17plus.org
Ein Gastbeitrag von Christian Lautermann (IÖW) zu den SDGs und der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen: https://www.bnw-bundesverband.de/sdg-reporting-von-deutschen-unternehmen 

 

Der Beitrag erschien ursprünglich als Beitrag von Katharina Reuter in „Nachhaltigkeit – Frauen schaffen Zukunft“, herausgegeben von Nadine Kammerlander und Claudia Rankers im Frankfurter Allgemeine Buch Verlag.