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Dr. Antje von Dewitz (VAUDE): „ Ich wollte schon immer etwas bewegen“

Women Speaker Foundation
Im vierten Teil der insgesamt 12 Blogbeiträge über erfolgreiche und spannende Frauen in der deutschen „New Green Economy“ berichtet Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters VAUDE, über den Weg zu ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen. Ich wollte schon immer etwas bewegen und die Welt ein Stück besser und lebenswerter machen. Als ich 2009 die Firmenführung des schon damals umweltfreundlich orientierten Bergsport-Ausrüsters VAUDE von meinem Vater übernommen habe, hatte ich die Vision eines durch und durch transparenten, fairen und umweltfreundlichen Unternehmens. Ich wollte zeigen, dass sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht ausschließen. Viel mehr sogar: Dass sich beides ergänzt und zu einer stimmigen und erfolgreichen Firmenphilosophie werden kann.

Tatsächlich ist der Weg zu einem konsequent nachhaltigen Unternehmen lang und bringt immer neuen Hürden mit sich, die es zu meistern gilt. Anfangs hatten wir 65 Produzenten und ca. 200 Materiallieferanten, von denen viele zum Thema Nachhaltigkeit kaum Bezug hatten. Folglich fehlte auch die Motivation, Prozesse umweltverträglicher zu gestalten. Da standen wir mit unseren ambitionierten Zielen wie beispielsweise dem Aufbau einer ökologischen und fairen Lieferkette immer wieder vor Bergen, die auf den ersten Blick nicht machbar erschienen. Die Herausforderungen schienen nahezu unlösbar, sodass es am einfachsten gewesen wäre zu sagen: „Das geht sowieso nicht, lassen wir es beim Alten.“

Ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie

Auch firmenintern war die Skepsis erst mal groß. Richtig erfolgreich sind wir mit der Vision daher erst seitdem wir auch die Mitarbeiter von der Vision begeistern und überzeugen konnten. Denn solch komplexe Herausforderungen wie in der Lieferkette stemmt man nur, wenn der Glaube bei den Mitarbeitern fest verankert ist, dass das Unternehmen den nachhaltigen Weg wirklich ernst meint und er zum Erfolg führt. Erst dann sind der Wille und die Energie da, Lösungen tatsächlich zu entwickeln. Aus meiner Sicht war es daher am wichtigsten, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Das Vertrauen gewannen wir innerhalb der ersten zwei Jahre durch die kontinuierliche Umsetzung unserer Maßnahmen, von denen die Mitarbeiter teilweise auch direkt profitieren konnten. Wir entwickelten ein ganzheitliches Umweltmanagement-Konzept am Standort, reduzierten Schritt für Schritt Emissionen und Verbräuche, stellten um auf Öko-Strom, ermutigten die Kollegen zu „Green Mobility“, also umweltverträglich zur Arbeit zu kommen, und bauten u.a. einen E-Bike Ausleihpool auf. Als Teil unserer nachhaltigen Unternehmenskultur schufen wir auch eine Bio-Kantine sowie ein umfangreiches Programm aus Sport- und Gesundheitskursen für unsere Mitarbeiter.

Schritt für Schritt auf dem nachhaltigen Weg

Neben dem Standort liegt unser Hauptschwerpunkt auf dem gesamten Produktentwicklungsprozess, den wir systematisch unter die Lupe nehmen und konsequent angehen. Dabei lassen wir uns auch von höheren Kosten nicht abschrecken. Auf diese Weise haben wir in den letzten Jahren sehr viel geschafft: 94% unserer Bekleidungskollektion entspricht unseren strengen Green Shape-Standards für umweltfreundliche Produkte. Unsere gesamte Bekleidungskollektion ist ab 2018 PFC-frei und am Standort in Obereisenbach produzieren wir klimaneutral. Auch im Punkt faire Produktion weltweit haben wir tolle Resultate: Als Mitglied der Fair Wear Foundation haben wir 100% aller Produktionsstätten auditiert und aufgrund unsres hohen Engagements besitzen wir den Leader-Status, der uns erlaubt unsere Produkte als Fair Wear Produkte auszuzeichnen. Obwohl wir auf unserem nachhaltigen Weg also schon sehr weit sind, entstehen doch mit jedem Schritt und jeder zusätzlichen Erkenntnis wieder neue Herausforderungen.

Zusammen sind wir stark

Nachhaltigkeit ist Teamarbeit: Als einzelnes Unternehmen können wir nur sehr wenig bewegen. Lösungen für nachhaltige Produkte sind oftmals so komplex, dass wir alle Partner der Lieferkette brauchen, um sie zu lösen. Erst vor kurzem haben wir ein Empowerment-Programm für unsere Lieferanten in Taiwan abgeschlossen. Wir schulten sie in Sachen Umweltschutz, Sozialstandards sowie Energie- und Schadstoffmanagement. Unser partnerschaftlicher Ansatz stieß auf große Begeisterung und tolle Resultate. Gemeinsam wurde bspw. 18 Millionen KWh Energie und 550 t Abfall eingespart. Mich freut besonders, dass wir dazu beitragen konnten, ein Netzwerk unter den Teilnehmern aufzubauen, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, Energie und Wasser zu sparen oder den Einsatz von Chemikalien zu verringern.

Echte Begeisterung ist ansteckend

Für uns beginnt und endet Nachhaltigkeit nicht nur bei unseren Produkten, sondern umfasst alles was wir tun. Es ist schön zu spüren, dass wir damit eine positive Signalwirkung haben. Wir können zeigen, dass werteorientiertes und nachhaltiges Wirtschaften möglich ist und erfolgreich sein kann. Obwohl wir nur ein mittelgroßes Familienunternehmen in einer internationalen Branche sind, erleben wir immer wieder bei Firmenführungen, Vorträgen oder Podiumsdiskussionen, wie wir andere mit unserer Begeisterung anstecken. Wir machen Mut, für Werte einzustehen und einen ähnlichen Weg zu gehen. Das macht mich stolz.   Lesen Sie hier den vollständigen Blogbeitrag von Antje von Dewitz. Die Blogserie „12 REMARKABLE WOMEN IN GREEN ECONOMY“ entstand in Zusammenarbeit mit der Women Speaker Foundation und Ecopreneur.eu.