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(Erster) Standard für Zirkuläres Bauen

BNW-Mitglied Concular hat gemeinsam mit 30 Akteuren der Baubranche einen Standard für zirkuläres Bauen entwickelt. Die neue DIN SPEC 91484 bietet ein konkretes Verfahren, um auch in diesem herausfordernden Wirtschaftssektor kreislauffähiges Wirtschaften zu etablieren. Dabei zeichnet sich das Verfahren durch einfache Zugangsvoraussetzungen für alle Teilnehmenden, seine universelle, skalierbare und einfache Anwendbarkeit aus und findet durch seine Anwenderfreundlichkeit einen direkten Weg auf die Baustelle.

Nachhaltiges Bauen Mitgliedsunternehmen Kreislaufwirtschaft

BNW-Mitglied Concular hat gemeinsam mit 30 Akteuren der Baubranche einen Standard für zirkuläres Bauen entwickelt. Die neue DIN SPEC 91484 bietet ein konkretes Verfahren, um auch in diesem herausfordernden Wirtschaftssektor kreislauffähiges Wirtschaften zu etablieren. Dabei zeichnet sich das Verfahren durch einfache Zugangsvoraussetzungen für alle Teilnehmenden, seine universelle, skalierbare und einfache Anwendbarkeit aus und findet durch seine Anwenderfreundlichkeit einen direkten Weg auf die Baustelle.

40 Prozent der deutschen CO2-Emissionen[1] und mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens[2] werden durch die Baubranche verursacht. Gleichzeitig werden in der Branche weiterhin eine Menge neuer Rohstoffe verbaut – in Deutschland mehr als 517 Millionen Tonnen jährlich[3]. Eine Lösung, um diesem nicht besonders nachhaltigen Gebaren Einhalt zu gebieten, liegt in der Wiederverwendung von Materialien, am Besten in Kreisläufen. Um hier für verbindliche Regeln für alle beteiligten Akteur:innen zu sorgen, hat das BNW-Mitglied Concular gemeinsam mit 30 anderen Unternehmen der Baubranche unter der Ägide des Deutschen Instituts für Normung einen DIN-Standard entwickelt. Die neue DIN SPEC 91484 soll das zirkuläre Wirtschaften im Bausektor maßgeblich vorantreiben.

Einsparungen Dank Einheitlichkeit

Sie legt ein konkretes Verfahren fest, wie Bauprodukte auf Grundlage ihres Anschlussnutzungspotenzials vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten zu erfassen sind. Alle Marktteilnehmenden können so über eine ausreichende und einheitliche Datentiefe an allen Stellen der Wertschöpfungskette verfügen. Alle diesbezüglichen Anforderungen sind nun definiert und werden als Leitfaden zur Erstellung von sogenannten „Pre-Demolition-Audits“ (PDA) zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich des Datenaustauschs der Ergebnisse wird ein einheitliches Datenformat angestrebt und so die Kompatibilität mit anderen Formaten gewährleistet. Das Verfahren ist einfach zugänglich, universell anwendbar und nahtlos in bestehende Bauprozesse integrierbar. Dadurch erfasst es das volle Potenzial von Bauprodukten für hochwertige Anschlussnutzungen und bietet ökonomische und ökologische Vorteile durch Ressourceneinsparung und CO2 Reduktion.

Dominik Campanella, Mitgründer und Geschäftsführer des BNW-Mitglieds Concular war an dieser Herkulesaufgabe maßgeblich beteiligt. Concular fungierte als Initiator und Konsortialleiter für die DIN SPEC. „Mit dieser DIN SPEC schalten wir den Turbo für eine Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Ziel ist es, dass in Zukunft jedes Gebäude (vor Rück- und Umbauvorhaben) nach diesem Standard auf Wiederverwendung geprüft wird und somit eine immense Menge an potenziellen Materialien für eine Wiedernutzung auf dem Markt vorhanden sein werden“, freut sich Campanella.

Unterstützung für Bauherr:innen und  Gesetzgebende

Er erklärt: „Die DIN SPEC schreibt nun vor, was Concular bereits seit Jahren in über 300 Projekten praktiziert hat.“ Um das Anschlussnutzungspotenzial zu bewerten, gibt es ein zweistufiges Verfahren: Das Ziel der ersten Stufe – der Vorprüfung – ist die Aufnahme grundlegender Informationen und die Identifikation von Bauprodukten mit grundsätzlichen Voraussetzungen für die hochwertige Anschlussnutzung. In der zweiten Stufe folgen Details wie Verbindungsarten. Die Informationen werden dabei weiter angereichert, um eine nachfolgende Beurteilung des Potenzials zur Anschlussnutzung durchführen zu können.

Bauherr:innen hilft die neue Norm dabei, Zugang zu Fördermitteln und Green Finance zu erhalten. Doch damit nicht genug: Die DIN SPEC soll auch Gesetzgebende ermutigen, künftige Rück- und Umbauarbeiten an den neuen Standard zu knüpfen, so dass der Gebäudebestand systematisch erfasst und dokumentiert wird, damit Materialkreisläufe – als Ziel der Kreislaufwirtschaft – entstehen können. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen: Nicht nur die aktuelle Bundesregierung spricht deutlich für die Circular Construction aus. Das Land Berlin schreibt mit einer neuen Verwaltungsvorschrift die Prüfung des Wiederverwendungspotenzials aller öffentlicher Gebäude vor. Die EU-Kommission empfiehlt Bauherr:innen, bis zu 90 % der beim Abriss verwendeten Materialien wiederzuverwenden und verpflichtet Projektentwickler:innen, 30 % der beim Neubau verwendeten Materialien aus wiedergewonnen Quellen zu beziehen. Das nächste Ziel liegt daher nah: die DIN SPEC auf eine europäische Norm zu heben, um dies als Standard in der EU zu etablieren.
 

[1] Hauptverband der Deutschen Baubranche: https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/auf-den-punkt-gebracht/energieverbrauch-und-klimaschutz-i….

[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/abfallaufkommen#deutschlands-abfall

[3] Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/06/PD23_213_321.html