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EU-Omnibus: Unternehmens-Umfrage bestätigt BNW-Position für Sorgfaltspflichten

Berlin, der 30.09.2025: Anlässlich der heute veröffentlichten YouGov-Umfrage unter 2500 europäischen Unternehmer:innen betont der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft die Rückendeckung aus der Wirtschaft für starke Standards bei Sorgfaltspflichten. Die Umfrage bestätigt, was der BNW bereits im Rahmen der Kampagne "Verbessern, nicht verwässern" betont hat: Die aktuell laufenden Verhandlungen zum Omnibus gehen an der wirtschaftlichen Realität vorbei. Statt Ausnahmen fordert die Wirtschaft eine praxisnahe Umsetzung der Sorgfaltspflichten. Deutsche Unternehmer:innen blicken skeptischer auf die Vorteile der Reportingrichtlinien – und drohen im europäischen Vergleich abgehängt zu werden. 

CSRD Presse Nachhaltigkeitsreporting Europa Lieferkettengesetz
Containerschiff von hinten aufgenommen mit Containern auf Deck

„Die Politik diskutiert an der Wirtschaft vorbei. Das zeigen die heute veröffentlichen Zahlen. Die Führungsetagen europäischer Unternehmen stehen hinter den Sorgfaltspflichten. Insbesondere Mittelstand und Großkonzerne erwarten sich durch mehr Nachhaltigkeit Vorteile für das eigene Geschäftsmodell – und zeichnen damit ein völlig anderes Bild, als die Regierungen in Berlin und Brüssel“ so Prof. Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft (BNW e.V.) anlässlich der heute veröffentlichten Zahlen einer YouGov-Umfrage im Auftrag von e3g unter 2500 europäischen CEOs. So erwarten beispielsweise 53% der Führungskräfte aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Polen Vorteile für den europäischen Markt sowie eine Stärkung europäischer Zulieferer durch unternehmerische Sorgfaltspflichten. 

Sorgfaltspflichten als Wachstumsmotor und Wettbewerbsvorteil

„Die europäische Wirtschaft verbindet mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung mehr Wachstum und Wettbewerb am Standort Europa. Statt mit dem Omnibus den bisherigen Rechtsrahmen aufzuweichen, geht es der Wirtschaft um die Wahrung von Standards – und ihre praxisnahe, rechtssichere und zügige Umsetzung“ so Reuter weiter. Dass Europa hier international vorangehen und selbstbewusst Standards setzen sollte, bestätigen 6 aus 10 Mitgliedern europäischer Führungsetagen. Weitere 48% sehen darin die Chance Wettbewerbsvorteile gegenüber den USA und China zu realisieren. „Nachhaltigkeit wird für die Unternehmen zum Wettbewerbsvorteil. Transparenz in der Lieferkette macht den Binnenmarkt resilient. Rohstoffmangel, unterbrochene Lieferketten und der Klimawandel sind reale Risiken, die alle treffen – und auf die wir uns heute, nicht morgen vorbereiten müssen.“

Schwellenwerte und Klimatransitionspläne verpflichtend lassen

Damit diese Wettbewerbsvorteile Realität werden und den Standort stärken, braucht die europäische Wirtschaft aus Sicht des Verbandes einheitliche politische Rahmenbedingungen. Die Risiken, Auswirkungen und Ambitionen der Unternehmen beim Umwelt- und Klimaschutz sowie der Wahrung der Menschenrechte müssen vergleichbar werden. Das gelingt aber nur, wenn die Schwellenwerte nicht immer weiter angehoben, sondern praxisnah ermittelt werden. Hier bietet die Erhebung von YouGov wertvolles Feedback der Wirtschaft – auch an die Politik. So sprechen sich 50% der befragten Unternehmer:innen für einen Schwellenwert der Berichtspflichten ab 250 Angestellten bzw. 500 Angestellten aus. Nur 15% der Befragten befürworten Schwellenwerte über 2000 Angestellten. „Das zeigt, wie praxisfern die von Jörgen Warborn oder dem europäischen Rat eingebrachten Schwellenwerte sind“ so Reuter. „Am Ende fällt es den Unternehmen auf die Füße, da diese für Banken und Versicherungen die entsprechenden Daten und Berichte eh liefern müssen.“

Gleiches gilt für die Klimatransitionspläne. Diese dürfen aus Sicht des BNW keine Verhandlungsmasse werden, was auch die Umfrage bestätigt. So bestätigen 51% der deutschen sowie 63% der europäischen Führungskräfte die Aussage, dass es berechtigt ist, große Unternehmen zu verbindlichen Klimatransitionsplänen zu verpflichten. „Die Wirtschaft will ein Level-Playing Field, das Innovation und Fortschritt für alle ermöglicht. Kein Flickenteppich, der nur wenige Prozent der europäischen Unternehmen betrifft.“ 

Deutschland zu oft Schlusslicht

Heikel aus Sicht des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft ist das Stimmungsbild der deutschen Wirtschaft. Bei der Position zu den Klimatransitionsplänen, der Bewertung möglicher Vorteile von Lieferkettensorgfaltspflichten und, besonders problematisch, bei den erwarteten Investments in Folge von mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen bildet Deutschland das Schlusslicht. „Deutsche Führungsetagen blicken skeptischer auf moderne Businessdisziplinen. Die Rhetorik der Bundesregierung zur Abschaffung des Lieferkettengesetz und der europäischen Sorgfaltspflichten wirkt. Mit dieser Haltung droht die Wirtschaft die Modernisierung zu verschlafen - und den Anschluss in Europa und weltweit zu verlieren“ so Reuter abschließend. 

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