Gastbeitrag: Die EU-Entwaldungsverordnung EUDR kommt – Wie man mit den Anforderungen umgeht

Die EU Deforestation Regulation (EUDR) setzt neue, verbindliche Anforderungen an Händler, Einkäufer und weiterverarbeitende Unternehmen von sieben wichtigen Rohstoffen durch, darunter Kakao, Kaffee und Soja. Die Maßnahme zielt darauf ab, sicherzustellen, dass Produkte, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, nicht auf den EU-Markt gelangen oder aus diesem exportiert werden. In diesem Artikel finden Sie einen Überblick über die EUDR und ihre Auswirkungen auf Unternehmen, bewährte Praktiken zur Erfüllung der Anforderungen sowie Einblicke aus einer Fallstudie mit einem Schokoladenhersteller.
Hintergrund zur EUDR
Die globale Entwaldung schreitet in besorgniserregendem Tempo voran und hat schwerwiegende Folgen für die biologische Vielfalt, den Klimaschutz, die Wasserreservoirs und die Lebensräume. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind zwischen 1990 und 2020 weltweit 10 Prozent der verbleibenden Wälder verloren gegangen. Fast 90 Prozent der weltweiten Entwaldung ist auf die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen zurückzuführen.

Die EUDR verlangt von Unternehmen, die mit den ausgewählten Rohstoffen oder entsprechend weiterverarbeiteten Produkten aus Kakao, Kaffee, Ölpalme, Naturkautschuk, Soja, Rind und Holz wirtschaften, den Nachweis, dass seit dem 31. Dezember 2020 keine Abholzung auf den jeweiligen Anbauflächen stattgefunden hat. Für große Unternehmen tritt diese Richtlinie am 30. Dezember 2024 in Kraft und am 30. Juni 2025 für KMUs. Relevante Rohstoffe und Produkte (wie in Anhang I der EU-Verordnung zur Entwaldung aufgeführt) dürfen nicht verkauft, angeboten oder exportiert werden, es sei denn, sie sind:
- Entwaldungsfrei
- Im Einklang mit nationalen Rechtsvorschriften
- Gedeckt durch ein Due Diligence Statement (DDS)

In den Nachrichten: Branchen und Länder drängen auf einen Aufschub
Die komplexen, weltweit verzweigten Lieferketten von Rohstoffen erschweren die Erhebung und Weitergabe präziser Daten über den Ursprung. Insbesondere für Unternehmen, die keine vollständige und direkte Kontrolle über die Bezugsquellen ihrer Zutaten haben, stellt die EU-Verordnung zur Entwaldung eine zeitintensive Herausforderung dar.
In der Kritik steht, dass das erforderliche IT-System (EU-Informationssystem) noch nicht fertiggestellt ist. Derzeit gibt es weder bewährte Praktiken noch rechtliche Präzedenzfälle, die als Grundlage für die Auslegung der EU-Richtlinie herangezogen werden könnten. Die unklare Rechtslage hinsichtlich der Pflichten von Akteuren, die nicht den Erstimport durchführen, führt zu einer Vielzahl von Eventualitäten und Abhängigkeiten, auf die sich Lösungsanbieter und betroffene Marktteilnehmer einstellen müssen. In einem Schreiben vom 2. Juli räumte der EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius die oben genannten Bedenken ein, bekräftigte aber das Engagement für den EUDR-Zeitplan.
Wie Unternehmen sich auf die EUDR vorbereiten können
Im ersten Schritt müssen die Sorgfaltspflichten identifiziert werden. Abhängig von den individuellen Gegebenheiten im Unternehmen können verschiedene Rollen und Verpflichtungen gelten. Diese umfassen die Verarbeitungsschritte der Lieferkette und die Verbindungen zwischen verschiedenen Ländern sowie Waren, die möglicherweise mehrmals in die EU ein- und ausgehen. Dann folgt die Erfassung von Geodaten, die Analyse von Entwaldungsrisiken, die Prüfung der Einhaltung nationaler Vorschriften und schlussendlich die Erstellung der Sorgfaltserklärung zur Übermittlung an die EU.
Als Anbieter von Rückverfolgbarkeit ermöglichen Lösungsanbieter wie BNW-Mitglied Seedtrace, osapiens und weitere es Unternehmen, die für die EUDR erforderlichen Daten effizient zu sammeln, zu analysieren und bei der EU einzureichen.
Einblicke aus einem Seedtrace-Projekt mit einem Schokoladenhersteller zu EUDR
Da der Stichtag für die EUDR näher rückt, beschleunigen Unternehmen ihre Bemühungen, die Einhaltung sicherzustellen. In einem kürzlich durchgeführten Transparenz-Projekt mit einem mittelständischen Schokoladenhersteller unterstützte Seedtrace bei der Erreichung wichtiger Meilensteine:
- Klarheit über Betroffenheit und Anforderungen gewinnen
- Onboarding aller Lieferanten
- Erfolgreiche Datenaufbereitung
- Durchführung von Risikonalysen
Von Anfang an wurde deutlich, dass die Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen auf Chargen-Ebene für die Einhaltung der EUDR unerlässlich ist. Obwohl die Implementierung dieses erhöhten Granularitätslevels oft Anpassungen an bestehenden Betriebsprozessen erfordert, bietet sie auch Optimierungspotenzial entlang der gesamten Lieferkette und minimiert den manuellen Aufwand der Datenerfassung erheblich.
Um umfassende Transparenz und Konformität zu gewährleisten, kann nicht genug betont werden, wie wichtig die Zusammenarbeit entlang der Lieferkette ist. Alle Partner müssen kooperieren, um die erforderlichen Informationen zu bewerten und für die Sorgfaltspflicht-Erklärung vorzubereiten. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, sicherzustellen, dass die gesammelten Daten auch an andere Akteure entlang der Lieferkette weitergegeben werden können.
Für weitere Hintergründe, Meilensteine und eine detaillierte Beschreibung der Lösungen kann die vollständige Fallstudie bei Seedtrace heruntergeladen werden: Fallstudie Seedtrace
Vorteile der EUDR-Compliance
Durch die erfolgreiche Einführung und Automatisierung der EUDR-bezogenen Prozesse sichern Unternehmen den kontinuierlichen Import und Handel in der Europäischen Union, der sonst ab dem kommenden Jahr nicht mehr möglich wäre. Darüber hinaus wird durch die Einhaltung der Vorschriften die Vermeidung von Strafen in Höhe von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes sichergestellt.
Die Etablierung von Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette ermöglicht es Unternehmen, ihre Verantwortungsübernahme mit konkreten Daten nachzuweisen. Sie schafft auch die Grundlage für Verbesserungen bei der Rohstoffbeschaffung und den Betriebsprozessen. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten und lokalen NGOs kann intensiviert und neue Partnerschaften und gemeinsame Lösungen entwickelt werden.
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