"Wir sind keine Ersatzmaßnahme für Bäume, aber wir sind eine gute Alternative.“

Egal ob CityBreeze, CityTree oder WallBreeze – die frische Brise ist bei Green City Solutions Programm. 2014 kommen die vier Gründer in Dresden zusammen. Mit Perspektiven aus Architektur, IT, Garten- und Maschinenbau entsteht die Idee, den ersten nachhaltigen Luftfilter zu bauen. „Das war die Zeit, wo Kühlschränke und Fernseher smart wurden, irgendwie hat alles einen Internetanschluss bekommen. Und wir dachten: eigentlich wär’s doch richtig sinnvoll und cool, wenn auch die Moose einen Internetanschluss bekommen.“
Von der Idee zur Umsetzung ist es allerdings ein weiter Weg. Erst nach vielen Fehlversuchen wird klar – wenn dann geht so ein Filter nur mit Moos. Und auch dann braucht es einige Tricks. Jeder CityTree enthält vier Quadratmeter des grünen Filtermaterials. Die tatsächliche Oberfläche des Mooses ist allerdings 20-30 Mal so groß. Doch selbst die kommt an ihre Grenzen. „Durch die Moosoberfläche im CityTree strömen 5000 Kubikmeter Luft durch, jede Stunde. Das ist extrem viel, so viel wie 10.000 Menschen atmen und das ist der Knackpunkt.“ Damit das Moos diese Belastung übersteht, überwacht ein komplexer Mechanismus den Luftstrom und sorgt für ausreichend Bewässerung der Pflanzen. Doch nicht nur der Erhalt des Mooses ist eine Herausforderung.
„Der Marktstart war ziemlich schwierig – wir mussten Entscheider:innen finden, die sich für das Allgemeingut Luft interessieren und investieren, obwohl es auf den ersten Blick weder Umsatz steigern noch Kosten senken würde. Wir mussten an dem Business-Case intensiv arbeiten, um das richtige Werteversprechen bieten zu können. Und je nach Kundengruppe kann dies ziemlich unterschiedlich sein.“ Um das Allgemeingut Luft besonders für Unternehmen interessant zu machen, setzt die Firma neuerdings auf eine Kombination aus Luftfilter und Werbefläche. „Wir haben gesagt, lasst uns das doch so kombinieren, dass die Moose ihre Arbeit verrichten, Frischluft erzeugen und die Werbung, die auf der anderen Seite des Produktes gezeigt wird, dafür verantwortlich ist, dass diese frische Luft finanziert ist.“
Dabei ist die Werbung nur ein Zwischenschritt. Längerfristig sollen die Produkte von Green City Solutions ganzheitliche Lösungen anbieten. „Wir versuchen mit den Produkten in die Mitte reinzukommen, in jegliche Entscheidungsprozesse und es ist nicht mehr das Nice-to have, sondern es ist ein Must-have in jedem Bauprojekt, in jedem Sanierungsprojekt. Wir sehen uns als Lösungsanbieter für die Klimaanpassung der Städte und wollen mithilfe der Moose Temperaturen senken, Luftverschmutzung reduzieren und Regenwasser managen.“ Vor dem Hintergrund der Klimaerhitzung ein relevantes Szenario – und doch ein Marathon, wie Peter Sänger betont. Denn der Markt kennt bereits eine vermeintlich einfache und etablierte Lösung: die konventionelle Klimaanlage. Ihr hat Green City Solutions den Kampf angesagt. „Unser Ziel ist es 100.000 Klimaanlagen zu kompensieren. Wir wollen dieselbe Leistung bieten, wir wollen nicht signifikant teurer werden und wir wollen es vor allen Dingen nachhaltig machen, ohne Müll, mit weniger Stromverbrauch.“
Damit das möglich ist, setzt die Firma auf ein modulares, flexibles und zirkuläres Baukastenkonzept – das gerade da zum Einsatz kommen soll, wo reguläre Baumpflanzungen nicht möglich sind. „Die Vorräte an Natur in Städten nehmen ab. Einfach weil die Eindrücke von beengter Fläche, Hitze, von Dürre, auch von Schädlingen, noch mehr Druck auf bestehendes Grün geben. Das führt dazu, das Bäume gar nicht mehr so alt werden und in etwa nur noch die halbe Lebenserwartung haben, wie eine freistehende große Buche im Park. Insofern müssen wir uns fragen, ob es denn auch ökonomisch sinnvoll ist, etwas zu etablieren, was ich da gar nicht halten kann oder nur mit extrem hohen Aufwänden im Nachgang?“ Gerade gegenüber jungen Baumpflanzungen sind die Produkte von Green City Solutions im Vorteil. „Ein CityTree kühlt so viel, wie 81 neu gepflanzte Bäume. 81 Bäume zu pflanzen ist eine riesen Herausforderung in der Stadt, weil ich dafür einfach keine Flächen finde. Wir sind keine Ersatzmaßnahme für Bäume, aber wir sind eine gute Alternative.“
Um zur wirklichen Alternative zu werden, reicht es aber nicht nur, junge Bäume zu kompensieren. Auch das Produkt an sich muss nachhaltig sein. Einen Ansatz, den Green City Solutions längst integriert hat. „Uns ist sehr wichtig, den Footprint der Produkte zu kennen. Da wir die Montage selbst übernehmen, haben wir viel von der Wertschöpfung und Zulieferkette in unserer eigenen Hand. Und auch bei den Moosen hat Green City Solutions eine zirkuläre Antwort gefunden. „Das Kreislauf-Denken in dem Filter-Medium selbst ist uns extrem wichtig. Die Moose werden auf Matten kultiviert, die ich ein- und ausbauen kann. Nach einem halben Jahr Nutzung kommen sie zurück zu uns nach Bestensee in die Farm und bekommen dort einen Wellness-Programm für vier bis sechs Wochen, um wieder Kraft zu tanken, um sich zu revitalisieren, so dass ich sie wieder einsetzen kann.“ Während konventionelle Filter am Ende ihrer Lebenszeit im Müll landen, lässt Moos das Gründerherz höher schlagen. „Tatsächlich entsteht so Stück für Stück eine angepasste Art Bio-Filtermoos und das ist natürlich auch für uns Gartenbauer eine sehr schöne Beobachtung, weil daraus gegebenenfalls eine eigenständige Sorte werden kann, die wir selbst kreiert hätten – ein gärtnerisches Lebenswerk.“