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Interview mit Laure Berment, Projektleiterin bei Marktschwärmer

BIO-Branche
[vc_row][vc_column][vc_column_text css_animation_speed="faster" css_animation_delay="0"]Wie entstand die Idee zur Gründung von Marktschwärmer? Die Marktschwärmer-Idee ist beim Einkaufen auf einem Wochenmarkt entstanden. Unsere drei Gründer haben sich darüber gewundert, dass viele Stände nur Ware vom Großmarkt weiterverkauften. Mit bäuerlichen Erzeuger_innen, die ihre Produkte mit Liebe und Fachwissen selbst herstellen, hatten diese Händler_innen nichts mehr zu tun. Die verbliebenen echten Erzeuger_innen erzählten ihnen, dass immer weniger Kund_innen auf Märkte wie diesen kämen und sie immer häufiger nicht verkaufte frische Produkte wieder mit nach Hause nehmen oder sogar wegwerfen müssten. Manche dachten daran, aufzugeben. Unsere Gründer dachten: Es muss doch eine Lösung geben, die Idee eines echten Marktes wiederzubeleben, auf dem sich Erzeuger_innen und Verbraucher_innen direkt begegnen und austauschen können. Und es muss auch möglich sein, die Absatzunsicherheit für kleine Erzeuger_innen zu beseitigen, damit sie besser planen und faire Erlöse für ihre Arbeit kalkulieren können. Die Lösung heißt: Marktschwärmer. Beschreib doch mal das System von Marktschwärmer – wie funktioniert’s? Marktschwärmer verbindet die besten Seiten eines Onlineshops mit den Vorteilen eines echten regionalen Marktes: Kund_innen melden sich einfach auf marktschwärmer.de an und treten der nächsten Schwärmerei in ihrer Nähe bei. Das kostet nichts und es gibt auch keine Bestellpflicht. Und schon kann ich aus dem lokalen Produktkatalog auswählen, was ich brauche. Die Schwärmerei, bei der ich meine Bestellung abholen kann, findet einmal in der Woche für maximal zwei Stunden an einem festen Ort statt. Hier steht dann das Abholen und der Austausch mit den Erzeuger_innen im Mittelpunkt, Geld muss ich nicht mitbringen. Das finden viele Marktschwärmer sehr befreiend. Jede Schwärmerei wird von einem oder mehreren Menschen organisiert, unsere Gastgeber_innen. Sie haben die regionalen Erzeuger_innen zusammengebracht und den Ort für die Schwärmerei gefunden. Sie öffnen und schließen den Verkauf auf unserer Online-Plattform. Und sie gestalten ihre Schwärmerei, durch Veranstaltungen, lokales Netzwerken, eigene Ideen. Die Gastgeber_innen sind das Herzstück jeder Schwärmerei. Wer kann mitmachen? Die kurze Antwort: Eigentlich jeder, dem gutes Essen und faires Wirtschaften etwas bedeutet. Als Kund_in kann ich mit dem guten Gewissen einkaufen, zu wissen, woher mein Essen stammt, was drin ist und wieviel von meinem Geld bei denen ankommt, die es hergestellt haben. Das ist für so gut wie jede_n Verbraucher_in interessant, oder? Als Gastgeber_in einer Schwärmerei schaffe ich einen Raum, indem sich Erzeuger_innen und Verbraucher_innen wieder direkt begegnen können. Unsere Gastgebende sind Frauen und Männer jeden Alters, aber sie haben alle eins gemeinsam: Sie wollen nachhaltiges Wirtschaften und soziales Miteinander zurück in ihr Stadtviertel oder ihr Dorf bringen. In den Schwärmereien spürt man erst, wie viel Vertrauen, Transparenz und gute Gespräche es beim Einkaufen geben kann. Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die sich als Gastgeber_innen engagieren möchten. Dafür haben wir unter werde.marktschwaermer.de eine eigene Webseite eingerichtet, die alle typischen Fragen beantwortet. Wie viele Schwärmereien gibt es derzeit und wo sind diese zu finden? Wir haben gerade die 45. Schwärmerei in Deutschland eröffnet und fast nochmal so viele sind im Aufbau. Schwärmereien findet man in den Metropolen genauso wie in größeren Dörfern und Kleinstädten. Überall dort, wo sich Menschen für faire, regionale Einkaufsstrukturen interessieren - es aber zum Beispiel keine echten Bauernmärkte mehr gibt. Die Bewegung der Marktschwärmer wächst, steht aber noch ganz am Anfang. In Frankreich, wo unsere Idee herkommt, gibt es schon 800 lokale Schwärmereien. Wie nachhaltig ist die Marktschwärmerei? Jeder Marktschwärmer hilft konkret mit, dass wir alle nachhaltiger konsumieren: Kürzere Transportwege und dadurch auch weniger Verpackungen liegen auf der Hand, weil zwischen unseren Erzeuger_innen und ihren Schwärmereien im Schnitt nur 27 Kilometer liegen. Marktschwärmer reduziert aber auch Lebensmittelverschwendung, denn durch die Vorbestellung wird nur noch so viel geerntet oder hergestellt wie auch wirklich verkauft wurde. Zur Nachhaltigkeit gehört für uns aber auch die Förderung regionaler Wertschöpfung. Wer sein Geld lokal ausgibt, sieht, wo und wofür es eingesetzt wird. Das erhöht das Verständnis für und den Respekt vor Ressourcen, bäuerlichen Anbaumethoden und Arbeitsprozessen im Lebensmittelhandwerk. Die wenigsten von uns konsumieren ja absichtlich verschwenderisch – wir können oft einfach nicht mehr nachvollziehen, was unser Konsum am anderen Ende der Welt auslöst. Welche Kosten kommen auf Verbraucher_innen sowie Erzeuger_innen zu? Bei Marktschwärmer einzukaufen ist, wie alle Hofläden einer Region an einem Ort zu haben. Als Kund_in bezahle ich wie im Hofladen den Erzeuger_innen meiner Lebensmittel direkt, ohne Zwischenhändler_innen. Erzeuger_innen geben nur nach dem Einkauf eine Servicegebühr an den/die Gastgeber_in der Schwärmerei und uns als Organisation ab. Insgesamt sind das 18,35 %. Mehr als 80 % des Preises bleiben also da, wo sie hingehören: bei den Erzeuger_innen. Sonst gibt es keine Gebühren oder Mitgliedsbeiträge, weder für Kund_innen noch für Erzeuger_innen. Wie können sich Unternehmen engagieren bzw. involviert werden? Es gibt schon Unternehmen, die eine Schwärmerei bei sich organisieren. Damit versorgen sich die Mitarbeiter_innen direkt an ihrem Arbeitsort mit frischen Lebensmitteln und sparen sich den Weg zum Einkaufen komplett. Dafür braucht man im Grunde nur ein bisschen Platz für zwei Stunden in der Woche und genügend Mitarbeiter_innen, die bei der Einkaufsgemeinschaft mitmachen. Je nach Unternehmensgröße lohnt sich das vielleicht eher, wenn man auch Nachbar_innen aus dem Viertel zu der Schwärmerei einlädt. So entstehen vielleicht sogar ganz neue hyperlokale Verbindungen für die Firma selbst. Was sind die Hauptgründe für die Mitgliedschaft von Marktschwärmer bei UnternehmensGrün? Alleine schafft man so Manches –  aber niemals so viel wie im Bund mit Gleichgesinnten. Der Anspruch von UnternehmensGrün, Ökologie und Wirtschaftlichkeit zu verbinden und in der Summe eine gesellschaftliche und politische Stimme zu geben, passt perfekt zu uns. Kein Unternehmen operiert im luftleeren Raum, wir zehren von den Rahmenbedingungen, die man uns gibt, und gestalten sie gleichzeitig. Bei UnternehmensGrün fühlen wir uns in dieser Hinsicht sehr gut aufgehoben. Vielen Dank für das nette Interview![/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width="1/1"][vc_separator height="50"][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width="1/1"][vc_column_text css_animation_speed="faster" css_animation_delay="0"]Zur Person: Laure Berment ist die Projektleiterin der Marktschwärmer in Deutschland. Sie hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Social Entrepreneurship an der ESSEC in Paris studiert. Bei Marktschwärmer in Berlin setzt sie ihre Idee nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen bereits seit dem Projektstart 2014 in die Tat um. Seit Ende 2015 leitet Laure Berment das deutsche Team.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]