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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „100% bio – was anderes käme für mich nie infrage“

Seit ihrem 21. Lebensjahr leitet Judith Faller-Moog den Bio-Öl-Hersteller BIO PLANÈTE. Mit rund 70 verschiedenen, kaltgepressten Bio-Ölen ist ihr Unternehmen inzwischen Marktführer im deutschen und französischen Fachhandel.

Nachhaltig. Stark. Weiblich. Mitgliedsunternehmen Interview
Porträt von Judith Faller Moog. Daneben das Logo von BIO PLANÈTE auf weißem Hintergrund

Judith Faller-Moog von BIO PLANÈTE

Wann ist man bereit, ein Bio-Pionierunternehmen zu führen? Judith Faller-Moog hatte nur wenig Zeit, sich über diese Frage Gedanken zu machen. Als ihr Vater 1989 starb, musste sich die damals 21-Jährige rasch entscheiden. Nur sechs Jahre zuvor hatte ihr Vater in Südfrankreich den Bio-Hof »Domaine de la Planète« übernommen. Als sie den Betrieb übernahm, strukturierte sie ihn um und gründete die erste reine Bio-Ölmühle Europas. Der Betrieb war damals noch sehr überschaubar, doch für Judith Faller-Moog war klar: wenn sie das Werk ihres Vaters mit seinen Idealen des ökologischen Wirtschaftens nicht weiterführte, würde es auch sonst niemand tun. „Meine Familie ist fest im Bio-Landbau verwurzelt. Eine andere Form der Landwirtschaft war für mich nicht vorstellbar.“

„Konventionelle Rohstoffe zu verarbeiten ist für uns keine Option“

In den 80er Jahren hatten viele handwerklich arbeitende Mühlen in Europa ihren Betrieb eingestellt; das Angebot im Supermarkt beschränkte sich überwiegend auf raffinierte Öle. „Für mich waren das keine Lebensmittel“, sagt Judith Faller-Moog. 1990 registrierte sie die Marke BIO PLANÈTE für ihr kaltgepresstes Sonnenblumen- und Sojaöl. Inzwischen ist das Sortiment auf mehr als 70 verschiedene Öle angewachsen – alle ohne Aroma- und Zusatzstoffe. „Unsere Produkte sind 100% bio – was anderes käme für mich nie infrage. Dank langfristiger Beziehungen mit unseren Lieferanten können wir kurze, transparente Lieferketten garantieren. Viele Bio-Handelsmarken stammen von Betrieben, die sowohl bio als auch konventionelle Rohstoffe verarbeiten. Das ist für uns keine Option“, so Judith Faller-Moog. 

Innovationskraft an zwei Standorten

Ein zweiter Produktionsstandort in Deutschland bei Meißen und eine nicht zu bremsende Innovationskraft haben dazu beigetragen, dass BIO PLANÈTE heute sowohl Marktführer im französischen als auch im deutschen Fachhandel ist. „2024 haben wir als erstes europäisches Unternehmen Speiseöle in wiederverwendbaren Pfandflaschen auf den Markt gebracht. Wir waren auch die ersten, die Kokosöl in Bio-Qualität hatten und zählten zu den Pionieren bei Schwarzkümmelöl. Für Leinöl haben wir ein einzigartiges Filterverfahren entwickelt, um die Bitterkeit des Öls zu mildern“, erzählt die Geschäftsführerin. Jede Neuentwicklung hat Judith Faller-Moog von der Rezeption bis zum Design mitbegleitet. Das gilt auch für die nächste BIO PLANÈTE-Innovation, die im März auf den Markt kommt: ein Öl speziell für Frauen ab der zweiten Lebenshälfte.

„Wir sind stolz darauf, Hersteller zu sein“

Inzwischen arbeiten insgesamt rund 150 Menschen an den beiden Standorten. „Wir sind Ölprofis aus Leidenschaft und stolz darauf, Hersteller zu sein“, so Judith Faller-Moog. Von der Produktentwicklung übers Pressen bis zum Abfüllen und Etikettieren macht das Unternehmen alles selbst. „Für uns steht dabei Geschlechtergerechtigkeit ebenso außer Frage wie die Notwendigkeit, nachhaltig zu wirtschaften. Es gab in über 40 Jahren Unternehmensgeschichte Zeiten, da waren wir nur Frauen im Betrieb. Flexible Arbeitszeitmodelle sind für uns folglich genauso selbstverständlich wie ein Kita-Zuschuss,“ sagt sie. Auch dass das Unternehmen noch immer inhabergeführt ist, führt dazu, dass sich die Mitarbeitenden hier gut aufgehoben fühlen.

 

Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.