Nachhaltig. Stark. Weiblich. „In der Bio-Branche kann ich Superkräfte entfalten“

Marion Hoffmann von Bauck
„Sie ist mega stark und unabhängig und kämpft für die gute Sache“: als Kind wollte Marion Hoffmann am liebsten Wonderwoman werden. Nach der Schule schweifte sie kurz in die für sie eher unwirkliche Bankenwelt ab. Ein glücklicher Zufall katapultierte sie jedoch während der Finanzkrise in den Anbau und Handel mit Obst und Gemüse. Der Demeter-zertifizierte Biohof Bursch vermarktet Bio-Obst und Gemüse in der Region Köln/Bonn – vor allem über den eigenen Hofladen und über Wochenmärkte. Als Marion Hoffmann hier anfing, merkte sie schnell: in der Biobranche konnte sie ihre (Super)Kräfte am besten entfalten. „Konventionelle Landwirtschaft kannte ich schon aus meinem Elternhaus. Bei Bursch wurde mir jedoch klar, wieviel Potenzial und Zukunft in einer ökologischen Landwirtschaft steckt, die Ressourcen auf- statt nur abbaut. Und dieser übergeordnete Sinn wirkt sich auch auf die Menschen aus, die für Bio arbeiten.“
„Ich habe nicht gezielt Karriere, sondern einfach meinen Job gemacht“
Als nach vier Jahren die Pendelei in den Kölner Raum an ihr nagte, bewarb sie sich erfolgreich bei dem Bio-Obst und Gemüse-Großhändler lehmann natur. In elf Jahren lernte sie hier alles, was es zu lernen gab: von Ein- und Verkauf über IT, Buchhaltung und Personalführung. Marion Hoffmann sagt: „Seit ich in der Bio-Branche bin, muss ich nicht mehr nach dem Sinn in meiner Arbeit suchen. Sowohl bei Bursch als auch bei lehmann natur herrscht eine Dynamik und Offenheit, dank der ich ständig neues ausprobieren durfte. Einkaufsleitung und Mitglied der Geschäftsleitung bin ich bei lehmann dann quasi nebenher geworden. Ich habe nicht gezielt Karriere, sondern einfach meinen Job gemacht.“
„Die Überzeugung für Bio und Demeter ist geblieben“
Seit 2024 leitet Marion Hoffmann nach einer Verschnauf- und Orientierungsphase die Geschäftsbereiche Personal, IT, Finanzbuchhaltung und Controlling bei der Bauck GmbH. Mit dem Wechsel hat sich für sie nicht nur das Sortiment geändert. „Müslis, Mehle, Backmischungen & Co. haben eine längere Haltbarkeit als frisches Obst und Gemüse; einige Prozesse sind ähnlich, andere völlig anders. Die Überzeugung für Bio und Demeter ist geblieben, wird allerdings durch die Verbrauchermarke stärker wahrgenommen. Wenn ich jetzt im Bioladen vor einem Regal voller Bauck-Produkte stehe, würde ich am liebsten allen ganz stolz erzählen: ich arbeite da! Dieses Zugehörigkeitsgefühl genieße ich sehr.“ Derzeit verdoppelt Bauck die Kapazität der eigenen Mühle; rund eine Million der dafür benötigten Finanzmittel hat das Unternehmen innerhalb kürzester Zeit über ein Crowdfunding eingesammelt. „Auch dieser Erfolg zeigt, wie viele Menschen unser Unternehmen, unsere Marke und unsere Produkte gut finden,“ freut sich Marion Hoffmann.
„Frauen müssen sich Respekt oft erst erarbeiten“
Ihren Wechsel zu Bauck hat Marion Hoffmann bisher nicht bereut – und empfiehlt auch anderen Frauen, Mut zur Veränderung zu zeigen. „Männer werden meiner Meinung nach oft aufgrund ihrer Position direkt respektiert. Frauen müssen sich diesen Respekt hingegen erarbeiten bzw. beweisen, dass sie ihn verdient haben“, sagt sie. Ein Unternehmenswechsel könne helfen, das neu zu kalibrieren. Außerdem stellt sie immer wieder fest, dass viele Männer in Verhandlungen alles andere ausblenden können, um an ihr Ziel kommen. „Das wird in unserer Gesellschaft als Verhandlungsstärke gefeiert. Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass kooperativ erzielte Ergebnisse langfristig mehr bringen. Wer etwa seinen Erzeugern von Anfang an faire Preise zahlt, schafft eine Vertrauensbasis, dank der sich Probleme später viel konstruktiver lösen lassen. Eine gewisse weibliche Weichheit lohnt sich also auch wenn der Erfolg nicht sofort sichtbar ist.“ Absolute Authentizität, hohe Eigeninitiative und eine ehrliche Herzlichkeit in der Zusammenarbeit sind Marion Hoffmanns Wonderwoman-Superkräfte, mit denen sie entschlossen ihren Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leistet.
Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.