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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Frauen, stellt euch ins Licht!“

Anita Merzbacher ist Unternehmensberaterin mit Leib und Seele. Ihr Herzensanliegen: Firmen bei der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Dafür setzt sie sich auch als Vorständin beim BNW ein.

Nachhaltig. Stark. Weiblich. Mitgliedsunternehmen Interview
Porträt von Anita Merzbacher. Sie hat lange blonde Haare und die Hand am Kinn und lacht. Auf der zweiten Hälfte des Bildes ist das Logo von Uno Ino auf weißem Hintergrund

Anita Merzbacher von UNO INO

Inspirieren und nach vorne denken: nach diesem Motto berät Anita Merzbacher seit 30 Jahren Unternehmen – progressiv und mit viel Schmackes. Die Diplom-Wirtschaftsinformatikerin ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Sie erzählt: „Schon als Jugendliche hat mich die Industrialisierung der Landwirtschaft irritiert. Alles sollte immer größer und billiger werden – egal welche Konsequenzen das für Natur oder Tiere mit sich brachte.“ Schon früh engagierte sie sich gegen Massentierhaltung und kämpfte mit Greenpeace gegen den Walfang. An ihrem 50. Geburtstag beschloss sie, ihre persönlichen Überzeugungen auch im Job zu ihrem Schwerpunkt zu machen.

„Ich wollte einen gezielten Beitrag leiten, unseren Planeten zu erhalten“

Anita Merzbacher ist gerne Unternehmensberaterin – und sie ist gut darin. „Während meiner Berufslaufbahn hatte ich überwiegend mit bodenständigen Mittelständlern zu tun, die ich gerne begleitete. Mit 50 hat jedoch etwas in mir Klick gemacht. Ich wollte einen gezielteren Beitrag dazu leisten, die Welt zu verbessern und unseren Planeten zu erhalten. Und zwar am liebsten mit anderen zusammen“, sagt sie. Deshalb gründete sie mit Gleichgesinnten aus ihrem Netzwerk die genossenschaftliche Unternehmensberatung UNO INO. Englisch ausgesprochen ist der Firmenname Programm. Anita Merzbacher erklärt: „You know I know – die meisten Unternehmer:innen wissen genau wie wir, dass wir mit unserer aktuellen Wirtschaftsweise unsere planetaren Grenzen sprengen. Wir beraten sie dabei, gegenzusteuern. Und dabei sitzt die Umwelt stets als wichtigster Stakeholder mit am Tisch.“

Wir sind naiv genug, die Welt zu retten“

Mit UNO INO unterstützt Anita Merzbacher Unternehmen bei der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit. Wählerisch ist sie dabei nicht. Ihre Kunden sind keine etablierten Ökopioniere, sondern Firmen aus der klassischen Wirtschaft. Denn obwohl viele Unternehmer:innen ökologische und soziale Aspekte als wichtig bezeichnen, sind diese bislang nur bei 17 Prozent[1] der deutschen Firmen fester Bestandteil der Geschäftsstrategie . UNO INO will das ändern – und scheut vor keiner Herausforderung zurück. „Wir hatten mal eine Kundenanfrage von einem Schlachthof. Für die meisten Veganer:innen, zu denen auch ich zähle, wäre das ein No-Go. Aber Dogmatismus bringt uns nicht weiter. Also legte ich meinen Beratungsschwerpunkt darauf, wie das Unternehmen alternative Proteine integrieren kann.“ Zwar kam es letztlich nicht dazu, weil der Schlachthof noch vor Umsetzung verkauft wurde. Doch das Beispiel zeigt, dass UNO INO wirklich an Transformation glaubt. „Wir sind naiv genug, die Welt zu retten“, sagt Anita Merzbacher.

„Ich bin für Frauenquoten, Diversitätsquoten und Inklusionsquoten“

Anita Merzbacher ist mitunter deshalb so erfolgreich, weil sie früh gelernt hat, sich anzupassen. Besonders zu Beginn ihrer Berufslaufbahn war sie als Frau eine seltene Ausnahme. „Nach wie vor gilt im Business-Kontext oft: wer am lautesten schreit, hat am meisten Recht. Um gehört und ernst genommen zu werden, musste ich mir gezielt männliche Attribute aneignen. Das hat zwar geklappt – aber ich finde das nicht gut“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass Emotionalität und Einfühlungsvermögen genauso viel zählen wie Durchsetzungskraft und Ehrgeiz. Und weiß auch, wie wir dorthin kommen können: „Bis die Wirtschaft von selbst gerechter wird, könnte es viele Generationen dauern. Die Zeit haben wir nicht. Deshalb bin ich für Frauenquoten, Diversitätsquoten und Inklusionsquoten.“ 

„Jetzt, wo Nachhaltigkeit strategisch wichtig wird, kommen immer mehr Männer ins Spiel“

Im Nachhaltigkeitsbereich beobachtet die Beraterin einen interessanten Shift: „Das Thema wurde in vielen Unternehmen von Frauen aufgebaut, denen Nachhaltigkeit wirklich am Herzen liegt. Doch jetzt, wo Nachhaltigkeit durch zunehmende Regulierung nicht mehr nur nice to have ist, sondern strategisch wichtig wird, kommen immer mehr Männer ins Spiel.“ Auch deshalb möchte Anita Merzbacher Frauen Mut machen: „Investiert in eure Persönlichkeit, geht auf Leute zu, bildet Netzwerke, helft euch gegenseitig, glaubt an euch – und stellt euch ins Licht!“

 

Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.

Zur gesamten Reihe "Nachhaltig. Stark. Weiblich"
 

[1] https://www.presseportal.de/pm/172469/5642756