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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Gleichwertigkeit statt Gleichberechtigung“

Seit September 2024 ist Elisabeth Huber Geschäftsführerin bei dem biodynamischen Verband Demeter e.V. Im Porträt macht sie sich für Vielfalt stark und freut sich, keine Rampensau sein zu müssen.

Nachhaltig. Stark. Weiblich. Mitgliedsunternehmen Interview
Porträt von Elisabeth Huber in einem roten Oberteil mit einer Jacke über einer Schulter. Daneben das Logo von demeter

Elisabeth Huber von Demeter

„Das wäre doch was für dich!“ Diesen Satz hatte Elisabeth Huber viele Male gehört, bevor sie sich auf die Stelle als Geschäftsführerin beim Demeter e.V. bewarb. Und tatsächlich: die Übereinstimmung zwischen ihren Fähigkeiten und dem Menschen, den der biodynamische Verband für diese Position suchte, war außergewöhnlich hoch. Im September 2024 trat sie die Stelle an – und fühlt sich hier rundum wohl.

„Auf die Menschen kommt es an.“

Ursprünglich wollte Elisabeth Huber Kindergärtnerin werden. Doch während eines Praktikums stellte sie fest: das war nicht ihr Weg. Was nun? Ihr Vater erwies sich als guter Berater. „Das wäre doch was für dich!“, sagte der, nachdem er ihr ein paar kaufmännische Aufgaben gestellt hatte. Und er sollte recht behalten. 

Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung machte sie ihren Betriebswirt und lernte anschließend über einen ehemaligen Kollegen die Firma Taifun Tofu kennen – damals noch ein kleines Pionierunternehmen. Hier stieg Elisabeth Huber in die Biobranche ein. 24 Jahre lang – darunter sieben Jahre als Geschäftsführerin – begleitete sie Taifun Tofu auf dem Weg zu einem mittelständischen Unternehmen mit inzwischen rund 300 Mitarbeitenden. Das Unternehmen machte Tofu in und aus Europa groß – gemeinwohlorientiert und innovativ. „Taifun hat mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit geweckt und gestärkt. Dabei ist Nachhaltigkeit kein theoretisches Konstrukt sondern etwas, was gelebt werden muss. Auf die Menschen kommt es an“, ist Elisabeth Huber überzeugt.

Wenn es nur eine Art und Weise gäbe, Dinge zu tun, bräuchte es nur einen Menschen

Schon während ihrer Zeit bei Taifun Tofu war Elisabeth Huber Kassenprüferin für Demeter. Der Demeter e.V. ist ein biodynamischer Verband, dessen Anforderungen zur ökologischen Landwirtschaft und Verarbeitung weit über die Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung hinausgehen. Demeter steht für artgerechte Tierhaltung, lebendige Böden, geschlossene Kreisläufe und Biodiversität. Und das spürt man nicht nur auf den Feldern, sondern auch im Büro. „Ich bin ein großer Fan von Vielfalt. Wenn es nur eine Art und Weise gäbe, Dinge zu tun, bräuchte es nur einen Menschen“, sagt Elisabeth Huber – und ist froh, dass die Realität anders aussieht. 

„Gleichwertigkeit statt Gleichberechtigung“

Im Demeter-Verband sind auf Führungsebene etwas mehr als die Hälfte der Verantwortlichen weiblich; insgesamt beschäftigt der Verband derzeit 72% Frauen. Zufall oder Absicht? Weder noch. Unterschiedliche Qualitäten auf Geschlechter zu reduzieren findet Elisabeth Huber zu einfach: „Ich spreche lieber über Gleichwertigkeit als über Gleichberechtigung. Menschen sind verschieden. Männer sprechen anders mit Männern, Frauen sprechen anders mit Frauen. Auch in Vorstellungsgesprächen verkaufen sich Frauen nicht per se schlechter, sondern eben anders als Männer. Das alles ist kein Problem, das wir lösen müssen. Wir müssen vielmehr anerkennen, dass unsere unterschiedlichen Qualitäten gleich viel wert sind. Dann kann Gleichberechtigung zum Selbstläufer werden und wir ringen nicht mit dem Patriarchat, sondern stehen gemeinsam für Vielfalt ein.“

„Ich muss nichts sein, was ich nicht bin“

Elisabeth Huber kennt ihre eigenen Stärken sehr gut und freut sich, diese bei Demeter optimal einsetzen zu können. „Unser Vorstand repräsentiert den Verband nach außen, ich wirke mehr nach innen. Das passt perfekt, denn ich stehe nicht gerne im Rampenlicht, habe keine Freude daran, mich zu verkaufen. Das schmälert meine Qualität als Führungskraft jedoch in keinster Weise. Ich muss nichts sein, was ich nicht bin“, sagt sie zufrieden.

 

 

Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.