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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Deutliche Kommunikation und Mut hilft, um klarzumachen: was ich zu sagen habe, ist wichtig – von Anfang bis Ende.“

Katharina Hupfer führt den Versandhändler Waschbär als treuhänderische Eigentümerin. Die öko-soziale Mission des Unternehmens hat für sie höchste Priorität. Ihr Führungskredo lautet: empowern, entwickeln, befähigen und Vorbild sein.

Mitgliedsunternehmen Interview

Katharina Hupfer von Waschbär

Ökologische Putzmittel, Mode aus Naturfasern, Heimtextilien ohne Chemie und vieles mehr: der Freiburger Versandhändler Waschbär gilt als eines der Urgesteine der Ökobewegung. Katharina Hupfer stieg vor 17 Jahren im Textileinkauf in das Unternehmen ein. Später übernahm sie die gesamte Einkaufsleitung und das Marketing und wurde 2015 Mitglied der Geschäftsführung. „Die Mission von Waschbär war es von Anfang an, Wissen und Produkte zur Verfügung zu stellen, um unseren Planeten zu schützen. Damit das so bleibt, sind wir seit 2017 ein Unternehmen in Verantwortungseigentum“, sagt sie. Als derart innovative Unternehmensnachfolgerin wurde sie dieses Jahr von dem Verband deutscher Unternehmerinnen mit dem she succeeds award prämiert. Aber was bedeutet Verantwortungseigentum überhaupt – für Waschbär und für sie persönlich?

Katharina Hupfer erklärt: „Der vorherige Eigentümer suchte eine Lösung, die sicherstellte, dass die Waschbär-Mission auch nach seinem Ruhestand fortgesetzt wird. Er machte aus Waschbär ein Unternehmen in Verantwortungseigentum. Diese neue Eigentumsform ermöglicht es mir, das Unternehmen mit einem stetigen Blick auf die Werte zu leiten, ohne es zum Spekulationsgut für Investor:innen zu machen.“ Für Katharina Hupfer ist Verantwortungseigentum eine Art Rahmen, den sie sinnstiftend ausfüllen kann. In engem Dialog mit ihren Mitarbeiter:innen hat sie sich daher intensiv mit der Geschichte, der Zukunft und den Werten von Waschbär auseinandergesetzt. Das gibt Halt und Stabilität – auch in Krisenzeiten. „Es wäre anmaßend, zu sagen, dass ich immer eine gute Lösung für jedes Problem habe. Das ist gar nicht mein Anspruch. Mir ist wichtig, Handlungsspielräume zu schaffen. Meine Teams ermutige ich, möglichst selbst zu entscheiden, welcher Weg in welcher Situation der beste ist.“ Katharina Hupfers Stärke zeigt sich nicht darin, dass sie stur ihren Willen durchsetzt. Stattdessen lautet ihr Kredo: Empowern, entwickeln, befähigen und Vorbild sein.

Von den 280 Mitarbeitenden bei Waschbär sind rund 75 Prozent weiblich. Und das liegt nicht nur am Produktportfolio. Individuelle Arbeitszeitmodelle und Homeoffice-Regelungen machen es möglich, dass sich hier Menschen in allen Lebensphasen entfalten können. „Im Unternehmen ist es mir ein besonderes Anliegen, dass Gleichberechtigung gelebt wird. Bei externen Terminen erlebe ich es jedoch häufig anders. Oft bin ich die einzige Frau im Raum. Gelegentlich habe ich das Gefühl, nicht richtig gehört zu werden. Besonders stört es mich, wenn man mich unterbricht. Da hilft nur deutliche Kommunikation und Mut, um klarzumachen: was ich zu sagen habe, ist wichtig – von Anfang bis Ende.“

Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.