Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Vernetzt euch, vertraut euch und habt Mut zur Lücke!“

Uti Johne von modem conclusa
Als Waldorfschulkind kam Uti Johne schon in frühen Lebensjahren mit verschiedenen Aspekten rund um das Thema Nachhaltigkeit in Berührung. „In der Waldorfschule wurden soziale und ökologische Erziehung schon immer großgeschrieben. Im Gartenbauunterricht haben wir Kinder etwa gesät, geerntet und kompostiert. Mein Vater fand die Ansätze von Rudolf Steiner ganz gut. Vor allem aber hatte er keine Lust, mit uns Kindern daheim Hausaufgaben zu machen“, erinnert sie sich schmunzelnd. Kein Wunder, denn ihr Vater hatte als selbstständiger Unternehmer genug anderes zu tun. Für seine Tochter war er ein Vorbild: „Wenn man mich als Kind gefragt hat, was ich später mal werden will, habe ich ganz selbstverständlich gesagt: Chefin! Mein Vater hatte zwar immer sehr viel zu tun. Aber er hat uns auch vorgelebt, wie es ist, Gestaltungsmöglichkeiten zu haben und seinen Weg selbst zu bestimmen.“
„Eine Welt, in der man nur wahrgenommen wird, wenn man eine Prada-Tasche dabei hat, ist nichts für mich.“
Nach einem abgebrochenen Geschichtsstudium studierte Uti Johne Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Kommunikation. Zwei Praxissemester halfen ihr dabei, nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Werte zu identifizieren. „In der Kommunikationsabteilung von Philipps in Croydon (England) hatte ich einen großartigen Chef, der mir von Anfang an ganz viel zugetraut hat. Er motivierte mich sogar, vor Publikum zu sprechen, und hat mir geholfen, mein Potenzial zu erkennen und zu entwickeln. Im Korrespondenzbüro der Süddeutschen Zeitung in New York hingegen hatte ich viel mit Celebrities, Glitter und Glamour zu tun. Das war zwar spannend. Aber schon bald war mir klar: Eine Welt, in der man nur wahrgenommen wird, wenn man eine Prada-Tasche dabei hat, ist nichts für mich“, erzählt Uti Johne. Eine Freundin vernetzte sie daraufhin mit Andrea Klepsch. Mit ihrer PR-Agentur modem conclusa machte diese bereits seit den 90er Jahren Kommunikation für Pionierunternehmen der Öko- und Nachhaltigkeitsbranche. Und hier erlebt Uti Johne seit inzwischen 25 Jahren Tag für Tag, dass sie mit ihren Stärken die Welt ein bisschen besser machen kann. „Wir von modem conclusa gestalten Beziehungen und Kulturen für nachhaltige Unternehmen und Organisationen. Unsere Schwerpunkte sind gute Ernährung und erneuerbare Energien, aber auch zukunftsfähige Mobilität und soziale Themen spielen bei uns eine große Rolle. Wir machen Kunden, die es mit der sozial-ökologischen Transformation ernst meinen, individuell sichtbar. Mit klassischer Pressearbeit oder auf Social Media, mit Content Creator Kooperationen, interner Kommunikation, Change und Corporate Communication oder auf Messen und Events.“
„Im Gegensatz zur Wirtschaft ist die Politik in Sachen Transformation schrecklich träge“
2012 kaufte Uti Johne Anteile an modem conclusa und wurde Mitglied der Geschäftsführung. Seit sich Andrea Klepsch 2024 aus dem Unternehmen zurückzog führt sie die Agentur eigenständig. Sie ist Chefin – genau wie sie es sich als Kind gewünscht hat. Als solche sieht sie es als ihre Hauptaufgabe, ihren Kolleginnen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie in ihre Kraft kommen. Doch auch die direkte Arbeit mit ihren Kund:innen macht ihr weiterhin viel Freude. „Ich liebe es, viele Bälle in der Luft zu haben und immer wieder in neue Themen einzutauchen“, sagt sie. Dabei treibt sie vor allem der Gedanke an, dass sie und ihr Team etwas gestalten, was nicht nur für heute ist. Und damit ist modem conclusa nicht allein. „Es gibt so viele Unternehmen, die schon auf einem guten Weg sind. Indem wir uns in Verbänden wie dem BNW zusammenschließen werden wir sichtbar und können die Politik pieksen. Im Gegensatz zur Wirtschaft ist die Transformation in der Politik nämlich schrecklich träge“, so Uti Johne.
„Frauen suchen bewusster nach Jobs mit Sinn“
Hinter modem conclusa steckt echte Frauenpower. „Ab und zu hatten wir zwar mal männliche Werksstudenten oder Praktikanten. Doch überwiegend arbeiten bei uns nur Frauen“, erzählt Uti Johne. Absicht sei das jedoch keine: wenn sie es sich aussuchen dürfte, hätte sie sogar gern ein gemischtes Team. „Allerdings sind es nach wie vor eher Frauen, die bewusst Jobs mit Sinn suchen. Und die dafür in Kauf nehmen, dass wir nicht dieselben Gehälter zahlen können wie andere große PR-Agenturen hier im Raum München. Auch unser starker Fokus auf das Thema Ernährung trägt womöglich dazu bei, dass sich kaum Männer bewerben. Und manche schreckt es sicher auch ab, wenn ihnen klar wird, dass wir ein komplett weibliches Team sind“, vermutet Uti Johne.
„Vernetzt euch, vertraut euch und habt Mut zur Lücke!“
Diversität vermisst Uti Johne unter ihren Kolleginnen allerdings nicht. Denn die beruflichen Werdegänge, sozialen Backgrounds, Altersstufen und Lebensmodelle sind bei modem conclusa genauso vielfältig wie bereichernd. Allerdings findet Uti Johne, dass Frauen in der Berufswelt einiges von Männern lernen können. „Männer haben oft geringere Hemmungen, berufliches und privates zu vermischen und dies zum Netzwerken zu nutzen. Dabei funktioniert das wirklich gut! Ich würde mir wünschen, dass manche Frauen hier etwas lockerer werden. Außerdem haben Männer oft mehr Mut zur Lücke. Sie stellen sich auch dann auf eine Bühne, wenn sie nur zu 80 Prozent vorbereitet sind – während sich viele Frauen erst dann was zutrauen, wenn sie alles zu 110 Prozent wissen. Ich möchte Frauen ermutigen: Vernetzt euch, vertraut euch und habt Mut zur Lücke! Denn die Lücke sieht man meistens nur selbst.“
Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.