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Rezension: Machtwirtschaft - Nein, danke!

[vc_row][vc_column width="1/1"][vc_column_text css_animation_speed="faster" css_animation_delay="0"]Von Gerd Hofielen[/vc_column_text][vc_column_text css_animation_speed="faster" css_animation_delay="0"]‚Big Business fürchtet einen funktionierenden Markt genauso wie einen funktionierenden Staat, der Regeln zur Begrenzung wirtschaftlicher Macht setzt.‘
Dies ist eine fundamentale Einsicht. Zu finden in Gerhard Schicks Buch ‚Machtwirtschaft- Nein danke!‘ – veröffentlicht im Frühjahr 2014 bei Campus. Gerhard Schick durchdringt mit seinem Buch den Dschungel der rechtfertigenden Erklärungen, die in Deutschland die öffentliche Debatte über die Wirtschaft kennzeichnen. Das obige Zitat führt weiter aus: ‚Denn beide Kräfte würden dem Streben nach Gewinnen entgegenwirken. Gewinne aber sind für Großkonzerne das einzige Maß der Dinge.‘ (S. 60)
Diese Feststellungen leuchten vielen Beobachtern des wirtschaftlichen Geschehens unmittelbar ein, werden jedoch von der Flut der manipulierenden und ideologisch verklärenden Kommentare aus den Federn von BDI, BDA, CDU, CSU und beeinflussten Medienvertretern überdeckt. Die wirtschaftlich und politisch Mächtigen scheuen Ausgaben nicht, wenn es um eine ihren Interessen konforme Berichterstattung geht. Gerhard Schick hat sich mit den Erklärungen konsequent auseinandergesetzt, hat die Bücher und Argumente – besonders gründlich seit der Finanzkrise – zur Kenntnis genommen und erzeugt eine willkommene Klarheit.
Er konstatiert nüchtern
- Das Staatsversagen: der Staat richtet es nicht, sondern erweist sich als unfähig, die Machtstrategien der Konzerne zu durchkreuzen (S. 112). Die Bankenkrise wird durch Schuldenaufnahme des Staates zu Lasten der Bürger und zu Gunsten der Eigentümer bewältigt (S. 97 und 134). Die gesetzlich festgeschriebene staatliche Aufsicht der Banken erweist sich in der Krise und danach völlig überfordert, es gibt faktisch keine Bankenaufsicht (S. 108).
- Der Staat, seine Organe und Mandatsträger sind von den Konzernen dominiert. Die Mechanismen werden exakt beschrieben als ‚Rent seeking‘ (116) und Regulatory Capture‘ (120).
- Große Teile des Mittelstandes wähnen sich in einer Interessen-Identität mit den Konzernen (127), was zum Teil richtig ist, wenn es um das Verhältnis zu Beschäftigten und Gewerkschaften geht, was aber illusionär ist, wenn es um Marktbeherrschung und Politik-Beeinflussung geht.
- Zunächst: wie könnten die verschiedenen Teile der progressiven Bewegung besser kooperieren? Es gibt viele Gräben und Rivalitäten zwischen den verschiedenen Gewerkschaften und den Parteien der Linken und den Grünen/Bündnis 90. Welche Teile der SPD sind progressiv? Gibt es in der CDU/CSU progressive Kräfte? Die einflussreichen Nichtregierungsorganisationen agieren ohne strategische Verbindung, eine wirksame Koordination ihrer Kräfte ist nicht festzustellen. Wie kann die Willensbildung der progressiven Kräfte in kreativen, alternativen Organisationsformen entwickelt werden, damit eine Gegenkraft zur Hegemonie der Machtelite in Großindustrie und Politik entsteht? Ein alternatives Parlament? Wirtschaftskonvente?
- Dann: Mit welchen Leit-Themen sollte eine progressive Bewegung arbeiten, um die passiveren Schichten zu aktivieren? Wie sollte die progressive Bewegung mit den Ängsten vieler Menschen umgehen, im Wettbewerb zu kurz zu kommen? Wie mit der Gier und dem Egoismus, der ein möglichst großes Stück des Kuchens haben will? Wie kann die Verantwortungs-Bereitschaft von Mitgliedern der heutigen Machtelite angesprochen werden?