Unternehmen neu denken – Sebastian Klein zeigt wie Vermögen sozial wirken kann

Durch die Blinkist App wurde Sebastian Klein reich – sehr reich. Seit 2017 verkaufte er mehrfach Anteile, bis sein Privatvermögen beim Verkauf des Unternehmens 2023 auf über 5 Millionen Euro wächst. Parallel dazu fing er an, sich mit der zunehmenden Ungleichheit zu beschäftigen. „In Deutschland besitzt 1% der Bevölkerung mehr als ein Drittel von allem, während die Hälfte der Bevölkerung beinahe nichts besitzt. Ich war Teil dieses einen Prozents, also Teil des Ungleichheits-Problems“, so Klein. Er entscheidet sich dazu, 90% seines Vermögens in gemeinnützige Strukturen einzubringen, in denen das Vermögen nun für die Gesellschaft wirkt und beendet damit seinen, wie er selbst sagt „toxischen“ Reichtum. Mit dem Geld finanzierte er unter anderem das gemeinwohlorientierte Medienunternehmen Neue Narrative.
Wirtschaften neu gedacht
Neue Narrative beschäftigt sich mit der Frage, wie Arbeit und Wirtschaft zukünftig aussehen werden. Wie können Organisationen aussehen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, die nachhaltig oder regenerativ wirtschaften wollen? Mit dem Print-Magazin und der digitalen Transformations-Toolbox 9 Spaces gibt Neue Narrative Menschen Werkzeuge an die Hand, um Organisationen und Gesellschaft von innen heraus zu verändern. Für Sebastian Klein ist das ein wichtiger Baustein in der Transformation der Wirtschaft.
Ein möglicher Ansatz für regeneratives Wirtschaften, den auch Neue Narrative verfolgt, ist das Verantwortungseigentum: „Die Kontrolle über das Unternehmen liegt im Unternehmen, alle Gewinne werden reinvestiert oder gespendet.“ Was Sebastian Klein am Verantwortungseigentum besonders schätzt ist, dass es vor Missbrauch und den profitorientierten Kräften des Finanzmarkts schützt. „Viele Unternehmen starten ja mit guter Absicht und entwickeln sich dann in eine ganz andere Richtung, sobald sie die Kontrolle ganz oder in Teilen an profitmaximierende Investor:innen abgeben. Das ist bei Verantwortungseigentum ausgeschlossen, was aber auch bedeutet, dass diese Unternehmen schwerer Zugang zu Kapital finden“, so Klein.
Bisher sind Geschäftsmodelle, die Impact und Demokratie in den Vordergrund stellen, nicht so attraktiv wie klassische Investments. „Wer maximale finanzielle Rendite UND maximal positiven Impact verspricht, lügt. Wer seinen gesellschaftlichen Impact maximieren möchte, muss auf potenzielle finanzielle Rendite verzichten.“ Neue Narrative werden beispielsweise mit einem SILBER-zertifizierten Cradle-to-Cradle-Druckverfahren[1] produziert, was sehr viel teurer ist als konventioneller Druck. „Wollten wir die finanzielle Rendite maximieren, würden wir günstiger drucken und einfach behaupten, dass wir nachhaltig sind. Jeder Euro, den ich einer Investor:in als Rendite ausschütte, könnte ja auch ein Euro sein, den ich ausgebe, um mehr Impact zu erzielen“ erklärt Klein.
Steuern und Rendite: So sieht Veränderung aus
Statt maximaler Rendite stellt Klein den Impact in den Vordergrund – ein Thema, dass ihn auch mit Blick auf die Gesellschaft nicht loslässt, denn nicht alle können auf Rendite verzichten oder investieren. 2021 verfügten die unteren 50% der deutschen Haushalte nur über 2,6% des privaten Nettovermögens.[2] Sie können kein freies Kapital in gesellschaftlichen Wandel stecken. Anders sieht es bei den oberen Gesellschaftsschichten aus. „Die meisten Menschen, die investieren, sind bereits sehr reich. Sie müssen ihr Vermögen nicht möglichst schnell weiter vermehren. Niemand zwingt sie dazu, sie können jederzeit auf finanzielle Rendite verzichten und dafür gesellschaftliche Rendite erzeugen.“ Reiche Menschen sieht Klein besonders in der Verantwortung und engagiert sich deshalb mit taxmenow für eine Wiedereinführung der Vermögens- sowie einer Überarbeitung der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Hierbei geht es nicht um eine Verschärfung, sondern darum, die steuerlichen Ausnahmen für Milliadärserb:innen zurückzudrehen. „Heute ist es ja groteskerweise so, dass Menschen, die drei Wohnungen erben, darauf Erbschaftsteuer bezahlen. Menschen, die 300 Wohnungen erben, aber nicht. Milliardenvermögen oder auch Milliardengeschenke wie das von Friede Springer an Mathias Döpfner gehen komplett steuerfrei über die Bühne, während Durchschnittsverdiener:innen fast die Hälfte ihres Einkommens an Steuern und Abgaben bezahlen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit.“
Eine Gefahr für die Demokratie
Langfristig gefährden wir so auch unsere Demokratie und Umwelt, wie Klein weiter betont. „Deutschland ist eine der reichsten Gesellschaften aller Zeiten. Gleichzeitig leben Millionen Menschen in Armut, die Hälfte der Bevölkerung ist praktisch besitzlos. Ein so hohes Maß an Ungleichheit funktioniert auf Dauer nicht in einer Demokratie, allein weil dann immer mehr Menschen den Versprechen der Demokratie misstrauen und im schlimmsten Fall antidemokratische Parteien unterstützen.“ Eine gerechtere, demokratische und lösungsorientiere Gesellschaft – das ist das Ziel, für das Sebastian Klein und Neue Narrative eintreten. Wir freuen uns, dass Neue Narrative beim BNW ist, um gemeinsam mit uns die Wirtschaft von innen heraus zu verändern!
[1] Cradle to Cradle setzt auf biologische Abbaubarkeit, gesundheitliche Unbedenklichkeit und Kreislaufführung der eingesetzten Druckkomponenten.
[2] https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1029766