Direkt zum Inhalt
News

Veranstaltungsbericht: Die Zukunft der Kompensation

Um ein Thema kommt kaum ein Unternehmen herum, das sich auf dem Weg zur Klimaneutralität macht: CO2-Kompensation. Die Möglichkeiten zu kompensieren sind heutzutage vielfältig. Eine immer größere Rolle spielen dabei Negative Emissions Technologies (NET). Doch welche Formen von Negativemissionen gibt es? Und welche weiteren Möglichkeiten zur Kompensation werden angeboten? Darüber haben wir im BNW-Workshop „Die Zukunft der Kompensation“ am 18.01. mit NET- und Kompensations-Expert:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutiert.

Nachhaltige Wirtschaftspolitik Veranstaltungen Klimaschutz im Unternehmen

„Neben der drastischen Reduktion des CO-Ausstoßes sind zusätzliche CO2-Senken essentiell, um das 1,5°C bzw. 2°C-Ziel zu erreichen,“ sagt Dr. Saskia Kühnhold-Pospischil Fraunhofer vom Institut für Solare Energiesysteme, die zum Thema Negativemissionen forscht. Doch was sind Negativemissionen eigentlich? „Als Negativemissionstechnologien werden Methoden bezeichnet, die aktiv CO2 aus der Atmosphäre entziehen und möglichst dauerhaft speichern. Dabei gibt es eine Reihe aussichtreicher Methoden. Zu den verschiedenen Lösungswegen zählen Aufforstung, die Speicherung von CO2 in Pflanzenkohle, der Aufbau organischer Bodensubstanz (Humus-Aufbau), Ozean-Alkalisierung, beschleunigte Verwitterung, Bioenergy Carbon Capture and Storage (BECCS) sowie Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS).

In dem Workshop haben darüber hinaus verschiedene Akteure, die CO2-mindernde Projekte umsetzen, ihre Geschäftsmodelle vorgestellt. Neben dem Aufbau naturbasierter Kohlenstoffsenken (Einsatz von Pflanzenkohle, Aufforstung und Aufbau von Humus) werden hierbei auch Klimaschutzprojekte umgesetzt und Maßnahmen im Emissionshandel ergriffen.

Carbonfuture bietet Kohlenstoffsenken-Credits zur Emissions-Neutralisierung von Unternehmen an und setzt dabei auf den Einsatz von Pflanzenkohle. Bei der Pyrolisierung von Biomasse zu Pflanzenkohle wird CO2 langfristig gespeichert. Die Pflanzenkohle wird in der Landwirtschaft genutzt und bietet weitere positive Nebeneffekte im Bereich Bodenqualität und Biodiversität.

positerra setzt ebenfalls auf den Einsatz naturbasierter Kohlenstoffsenken, genauer den Aufbau von Humus. Landwirtschaftliche Böden sind in der Lage große Mengen CO2 in Form von Humus zubinden. Dafür ist die Umstellung auf eine regenerative Bewirtschaftung erforderlich. positerra schult und begleitet Landwirt:innen bei der CO2-Bindung durch eine regenerative Landwirtschaft und bringt Unternehmen und Landwirte zusammen.

ForTomorrow hingegen setzt zunächst auf die Reduzierung von CO2-Emissionen durch den Kauf von Emissionszertifikaten. Im EU-Emissionshandel müssen große CO2-Emittenten Zertifikate für ihre ausgestoßene Menge CO2 kaufen. ForTomorrow kauft die auf dem Markt begrenzt verfügbaren CO2-Zertifikate und trägt dadurch dazu bei, dass der CO2-Preis steigt. Das erhöht den finanziellen Druck auf Emittenten auf fossilfreie Alternativen umzusteigen und ihren CO2-Ausstoß zu senken. Darüber hinaus betreibt ForTomorrow die wohl bekannteste Form der CO2-Bindung: Aufforstung. Mischwälder werden in der zweiten Säule des Modells angelegt. Die Bäume binden zusätzlich CO2.

Myclimate geht einen anderen vielversprechenden Weg und setzt dabei auf die Finanzierung von weltweiten Klimaschutzprojekten. Unternehmen können in Projekte investieren, die nachweislich zur Reduktion von Emissionen beitragen. Die Klimaschutzprojekte decken dabei unter anderem die Bereiche Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Waldschutz ab und tragen nicht nur zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei, sondern auch zur Erreichung der UN SDGs. Die Projekte von myClimate sind Gold Standard, CDM und Plan Vivo zertifiziert und erfüllen dabei Kriterien wie Zusätzlichkeit (ohne Finanzierung wäre das Projekt nicht zustande gekommen) und den Ausschluss von Doppelzählungen.

Die Wege, um nicht-vermeidbare Restemissionen in Unternehmen zu kompensieren, sind vielfältig. Negativemissionen spielen dabei bereits eine Schlüsselrolle. Trotz der hohen Relevanz des Themas gelten in Deutschland bisher, im Gegensatz zur EU, CCS (Carbon Capture and Storage) und CCU (Carbon Capture and Utilisation) als nicht wesentlicher Bestandteil zur Erreichung der Klimaneutralität 2045 und das obwohl die Speicherkapazitäten in Deutschland nennenswert sind. Auf rechtlicher Ebene gilt das Kohlenstoffspeichergesetz, das vorschreibt, dass Länder selbstbestimmt über Speicherorte entscheiden können. Aktuell ist rechtlich auch der Export von CO2 nicht möglich. Bewegung in Sachen CCS und CCU zeichnet sich aber ab: Wirtschaftsminister Habeck kündigte im Dezember 2022 an, die CO2-Speicherung möglich machen zu wollen.

Der Workshop „Die Zukunft der Kompensation“ ist Teil der monatlichen Veranstaltungsreihe #BNWMitglieder. In der kommenden Veranstaltung sustainable.circular beschäftigen wir uns mit der Frage: Ist Circular Economy gleich nachhaltig?

 

Bildrechte: EBI, inspiriert durch Sachverständigenrat für Umweltfragen (2020)