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Warum jedes Stück Schokolade zur Entwaldung beitragen kann

Interview
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Amazon Sacred Headwaters Initative bekämpft neue Konzessionen der Rohstoffindustrie, um die Rolle der indigenen Völker als Hüter des Waldes zu schützen. Dazu soll ein geschütztes Gebiet von 250.000 km² entstehen. Zusätzlich entwickelt die Organisation, die eine gemeinsame Initiative von NGOs und 18 Völkern aus dem Amazonasbecken in Peru und Ecuador ist, ein neues regeneratives Wirtschaftsmodell basierend auf den Gegebenheiten im Amazonas-Regenwald. Am 11. Juli 2019 sprechen die beiden Ehrengäste Belén Paez und Manari Ushigua aus Ecuador in der Factory Berlin über den Aufbau der Schutzzone im Amazonas. Zur Veranstaltung UnternehmensGrün unterstützt diese Veranstaltung und in diesem Rahmen gibt UnternehmensGrün-Vorständin Alyssa Jade McDonald-Baertl einen Überblick über die Entwaldung am Beispiel Kakao-Anbau. Wie trägt Schokolade zur Entwaldung bei? Aufgrund einer steigenden Nachfrage an Schokolade und demnach an Kakao, steigt auch die Entwaldungsrate. Länder wie China und Indien sind dem Schokoladenmarkt beigetreten, während traditionelle Märkte (Europa und Nordamerika) ihren Konsum gesteigert haben. Gleichzeitig ist die Produktion von Kakao gesunken – einerseits aufgrund von alternden Bäumen und andererseits aufgrund von Farmer_innen und deren nächste Generation, die ihre berufliche Perspektive nicht mehr auf den Farmen sieht. Darüber hinaus wird moderne Landwirtschaftstechnik nicht genutzt und an einigen Orten ist aufgrund des Klimawandels weniger Fläche für den Kakaoanbau nutzbar. Warum werden Wälder für eine kleine Frucht wie Kakao bewirtschaftet? Statt einer effizienten Flächennutzung liegt der Fokus häufig auf der Größe der Fläche – je mehr Fläche, desto mehr Ertrag! Dies treibt vor allem den Landraub an. Dabei wird im Unterholz heimischer Wälder Kakao angebaut oder Wälder komplett gerodet, um Platz für neue Farmen mit Monokulturen zu schaffen. Auf den Philippinen arbeiten wir häufig an der Landrehabilitierung nach extremer Abholzung für Nutzholz in den 60er Jahren. Wir fangen mit Kokosnüssen, Bananen und Kautschukbäumen für das Oberholz an und arbeiten an der Verjüngung des Bodens. Nach Jahrzehntelanger Entwaldung ist bei den Farmer_innen das Wissen über einen artenreichen Anbau und eine naturnahe Intensivierung des Bodens oft nicht (mehr) vorhanden. Stattdessen werden Bäume gefällt, um neue Plantagen anzulegen. Unser Fokus liegt daher auf Schulungen für Farmer_innen. Hindern Zertifizierungsprogramme diesen Prozess? Zertifizierungsprogramme, die sich auf Klimaanpassungen und naturnaher Bewirtschaftung fokussieren, haben in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch macht ein Mangel an technischen und ökonomischen Kapazitäten der Farme_innen die Programme zu einem ineffizienten Instrument. Auch wenn viele der Programme Elemente der Biodiversität und des Waldumbaus enthalten, ist der Handlungsspielraum der Farmer_innen eingeschränkt, denn die Prämien für die Farmer_innen gleichen die Kosten der Zertifizierung nicht aus. Auch wenn einige Kakao-Farmer_innen nach der privaten Zertifizierung eine Verbesserung erzielt haben, ist der Gesamtertrag weiterhin relativ niedrig und wenig attraktiv. Die Folge: Farmer_innen und ihre Nachfolger_innen geben den Kakaoanbau auf. Erfolge erzielten wir vor allem der Schulung der Kakaofarmer_innen im Anbau weiterer Früchte für eine breitere Lebensgrundlage. Die Anbauflächen können so von verschiedenen Früchten im Wechsel genutzt werden und ermöglichen eine Regeneration des Bodes. Die Farmer_innen wählen die Pflanzen aus, die ihnen ein gutes und stabiles Einkommen unter Berücksichtigung der verschiedenen Amortisationszeiten ermöglichen. Was sind die nächsten Schritte? Benötigt wird eine klaren Zielsetzung, Aktionen zum Schutz von Primär- und Sekundärwäldern und eine Einigung zum absoluten Verbot der Entwaldung im privaten und öffentlichen Sektor. Zudem ist eine unternehmerische Transparenz in der Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsinitiativen und Richtlinien sowie Beschaffungsstrategien und Standards in Bezug auf Entwaldung gefordert. Wichtiger noch sind Programme, die die Farmer_innen proaktiv in ihrer Wertschöpfung unterstützen und weitere Daten zu den tatsächlichen Brennpunkten der Entwaldung liefern. Projekte, wie das des Amazon Sacred Headwaters brauchen Unterstützung. Ihr Ziel ist es die Amazonas-Gebiete mit der größten Biodiversität vor dem stetig wachsenden Einfluss der Rohstoffindustrie (insbesondere Öl und Bergbau) und deren Zerstörung für Menschen, natürliche Lebensräume und das Klima zu schützen.   Weitere Informationen zum Kakao-Farmer_innen Training gibt die CACAO academy von Alyssa Jade McDonald-Baertl, ein Forschungsinstitut mit einem Fokus auf Gesundheit, Wohlstand und Agroforstwirtschaft im Kakaoanbau.[/vc_column_text][vc_separator][vc_column_text]Literatur und Referenzen: Gockowski and Sonwa. Cocoa Intensification Scenarios and Their Predicted Impact on CO2 Emissions, Biodiversity Conservation and Rural Livelihoods in the Rainforest of West Africa. 2010. CIFOR Henders, S., Persson, M., & Kastner T. Trading forests: land-use change, and carbon emissions embodied in production and exports of forest-risk commodities. Environmental Research Letters. 2015. Vol 10. Period: 2001-2011.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]