Weg vom Elektroschrott: 87% für mehr Umweltschutz bei der Digitalisierung

Digitalisierung betrifft alle Bereiche der Gesellschaft: Wirtschaft, Wissenschaft und Politik müssen sich mit technologischen Errungenschaften, KI-Tools und Datenschutz auseinandersetzen, um Innovationen bestmöglich und sicher in die zu Anwendung bringen. Außerdem zeigt sich immer stärker, dass auch digitale Anwendungen erhebliche Ressourcen verbrauchen. Bereits heute ist `das Internet` der sechstgrößte Treibhausgasemittent weltweit – noch vor Deutschland.[1]
„Wir müssen den vollen Preis der neuen Technologien sehen und bewerten. Zu oft verpuffen Effizienzgewinne, weil die Nutzung damit rapide ansteigt. Um die Lebensdauer zu verlängern, müssen Produkte durch Updates, Reparaturanleitungen und Ersatzteile im Kreislauf gehalten werden. Ist eine Nutzung nicht mehr möglich, müssen die verbauten Ressourcen recycelt und erneut in den Kreislauf integriert werden. Nur so können wir die Digitalisierung langfristig fördern, ohne unseren Planeten zu überfordern“, sagt Dr. Katharina Reuter, Kuratoriumsmitglied der DBU und Geschäftsführerin im Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
Der Verband steht mit dieser Position nicht alleine da, wie die Daten von DBU und Forsa zeigen. So verbinden 65% der Befragten Digitalisierung mit einem steigenden Energieverbrauch. 57% betonen außerdem die Umweltfolgen, die sich daraus ergeben. Angesprochen auf mögliche negative Folgen des digitalen Fortschritts betonen 80% der Befragten die Zunahme an Elektromüll. 72% sehen, dass mit der Herstellung elektronischer Geräte ein höherer Materialverbrauch, z.B. im Bereich Seltene Erden einhergeht und betrachten diesen kritisch.
Zirkuläre Geschäftsmodelle fördern
Hier macht der BNW seit langem auf die Potenziale der Kreislaufwirtschaft aufmerksam. „Zirkuläres Produktdesign, zirkuläre Materialien in der Herstellung und zirkuläre Geschäftsmodelle bedeuten resilientere Lieferketten, neue Arbeitsplätze und mehr Klimaschutz“, so Dr. Katharina Reuter. Wenn die Lebensdauer der Produkte maximiert und die enthaltenen Rohstoffe hochwertig recycelt werden, können nicht nur die Umweltfolgen minimiert, sondern auch Kosten eingespart werden. Ressourceneffizienz ist ein Innovationstreiber, der dazu führen kann, dass die entsprechenden Industriezweige resilienter und wettbewerbsfähiger werden.
Laut Umfrage von DBU und Forsa, sieht die Bevölkerung hier vor allem Hersteller in der Pflicht. 77% sprechen sich dafür aus, dass bereits in der Konzeption und Konstruktion von Produkten auf Umweltschutzaspekte geachtet wird. Ressourcen- und Umweltschutz muss im Produktdesign angelegt werden. Der BNW zeigt seit langem, dass zirkuläre Wirtschaftsmodelle, eine erweiterte Herstellerverantwortung und neue Standards, wie z.B. der Digitale Produktpass erhebliches Potenzial bieten. Dieses zu nutzen, dafür sprechen sich auch 87% der Befragten aus. Ihnen zu Folge müssen sich Politik, Unternehmen und Gesellschaft zukünftig stärker mit den Umweltfolgen der Digitalisierung auseinandersetzen.
Für eine soziale und ökologische Digitalisierung
Auf Digitalisierung zu verzichten kann dabei aber keine Option sein. 80% der Befragten sehen hinter den Neuerungen eine Vereinfachung ihres Arbeitsalltags und 66% beschrieben sich selbst als neugierig gegenüber den Vorteilen der Digitalisierung. Mehr Klimaschutz durch Digitalisierung erhoffen sich 74% der Befragten. Sie erhoffen sich vor allem Energieeinsparungen durch neuere, effizientere Technologien.
„Wir müssen Digitalisierung ermöglichen. Und das bedeutet ganz konkret, dass bei neuen Projekten und Förderungen die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Technik zwingend berücksichtigt werden müssen. Die Umfrage zeigt deutlich, dass Deutschland bereit ist für die Digitalisierung – aber nur, wenn der Umweltschutz dabei nicht unter die Räder kommt“, so Dr. Katharina Reuter abschließend.
[1] https://de.statista.com/infografik/26873/co2-vergleich-dsl-und-glasfasernetz/